Klassenfahrt Klasse 8
Vom 20. bis zum 26. Mai 2024 war die Klasse 8 mit Frau Scheer, Herrn Vorberg und zwei super engagierten und abenteuerfreudigen Eltern auf der Moldau unterwegs. Im Vorfeld dazu haben die Jugendlichen mit Herrn Vorberg ihre eigenen Paddel gewerkelt.
Um 6 Uhr morgens ging es vom Kölner Hauptbahnhof mit dem ICE los Richtung Linz. Dort angekommen ging es mit S-Bahn und Schienenersatzverkehr an unser Ziel: Vyssi Brod.
Hier fanden wir nun einen herrlichen Campingplatz und stellten unsere Zelte im Kreis auf. Die Ausstattung des Campingplatzes war vollumfänglich. Es gab Toiletten mit Schwalben, Duschen die gegen 10 Kronen benutzt werden konnten und einen direkten Zugang zur Moldau. Noch am selben Abend wurden die Badehosen ausgepackt und von der Moldau gekostet.
Am nächsten Tag ging es los und das folgende Ritual wiederholte sich dann praktisch täglich.
Herr Vorberg versüßte uns den Übergang zwischen Schlafen und Wachen mit seinem eigens für solche Zwecke komponierten Liedes und begleitete sich selbst dabei mit seiner Ukulele. Die dadurch entstandene Motivation aufzustehen suchte ihresgleichen. Es wurde gepackt, zusammengeräumt und das täglich wechselnde Küchenteam sorgte für das Frühstück. Dabei standen Obst, Brötchen, Müsli und Porridge auf dem Speiseplan. Auf den Gaskochern unserer beiden Guides, die uns über die Moldau führten und den Gepäcktransfer realisierten, wurde Tee gekocht.
Nachdem unser Bäuche mit Frühstück und der Anhänger des Transferwagens mit unserem Gepäck gefüllt waren, hieß es warten. Denn die Guides fuhren unser Gepäck zum nächsten Campingplatz und kamen dann wieder zurück, um uns über die Moldau zu guiden.
Am ersten Tag gab es dann erste Instruktionen. Was bedeuten welche Zeichen, wie lenkt man im Wasser, was ist Kehrwasser, wie sollten wir Stromschnellen passieren, etc.
Die erste Tour führte uns zwanzig Kilometer über die Moldau und einige der Jugendlichen konnten es gefühlt kaum abwarten wieder Moldauwasser auf der Haut zu spüren, diesmal aber gemeinsam mit Klamotten und Boot. Wir nannten sie: die Kenterkinder. Spaß war jedoch immer dabei. Während der gesamten fünfundsechzig Kilometer auf der Moldau, war das Wasser kaum tiefer als fünfzig Zentimeter. Oft wünschten wir uns wenigstens eine Handbreit Wasser unter dem Kiel, die nicht immer gegeben war. Auch das sahen wir positiv und ließen uns von Moldausteinen unter den Fußsolen massieren.
Der erste Tag auf der Moldau endete etwas regnerisch auf dem wunderschönen Naturcampingplatz Kemp Branna. Sehr gepflegte Sanitäranlagen und sogar ein Fön boten uns hier zivilisatorischen Luxus.
Am nächsten Tag erreichten wir nach unserem täglichen Morgenritual und zwölf Kilometer gepaddel Krumau an der Moldau. Hier sollten wir nun zwei Tage verweilen.
Der Weg dorthin war gespickt mit Wehren, die Bootsabfahrten hatten. Diese waren wie Wasserrutschen und machten den meisten einen Riesenspaß. Besonders waren auch die Rastplätze, die wir hier nur von unseren Autobahnen kennen, dort aber direkt an der Moldau lagen. Es gab dort Toiletten und die Möglichkeit sich etwas zu Essen zu kaufen. Wir haben dort ein Picknick veranstaltet oder für alle etwas zu Essen erworben.
Über Krumau könnte man Lieder singen. Diese Weltkulturerbestadt mit ihren alten erhaltenen Häusern haben wir zwei Tage lang besichtigt. Am zweiten Tag haben wir in einem Haus aus dem 16 Jh. gemeinsam gegessen und die Atmosphäre genossen.
Einige Jugendliche wurden krank und blieben den Tag über betreut am Campingplatz zurück.
An unserem dritten Tag auf der Moldau und am vierten Tag der Klassenfahrt ging es weiter zum nächsten Campingplatz. Unsere kranken MitfahrerInnen wurden in den Booten in der Mitte platziert und durften ausruhen und die wunderschöne Naturlandschaft genießen.
Wir erreichten den vorletzten Campingplatz nach sechzehn Kilometer paddeln. Er hatte mehrere große Zeltwiesen und einen hohen Standard. Wie jeden Abend wurde ein Feuer entfacht. Der Küchendienst hatte nur seine liebe Mühe, da hier nur kaltes Wasser zum Spülen gezapft werden konnte. Viele Tschechen verbrachten als Gäste den Abend dort und sangen uns laut in den wohlverdienten Schlaf.
Die Ukulele und die Sonne weckten uns am nächsten Tag gemeinsam und das Morgenritual begann. Frühstücken, Zelte abbauen, Gepäck sammeln und alles in den Anhänger verladen. Dann warteten wir auf unsere Guides für den letzten Tag auf der Moldau. Wir wussten, dass sich das Wetter so nicht halten würde, stachen aber voller Elan in die Moldau. Nach einigen Kilometern bäumten sich vor uns dunkle Wolken auf und unser Guide Ralf schlug vor anzulegen und das Unwetter abzuwarten. Wir holten unsere Boote an Land und fragten den Inhaber des Grundstücks, ob wir verweilen durften. Auf seinem Grundstück gab es wieder ein Kiosk, eine Toilette und einen Unterstand, den wir gerne nutzen und unser Picknick aufbauten. Kurz darauf fing es an zu hageln. Der Himmel bedachte uns allerdings nicht mit Hagelkörner von der Größe eines Styroporkügelchens, sondern mit Hagelkörnern die mindestens daumendick waren. Wir konnten kaum weiter als zehn Meter schauen und nach fünfzehn bis zwanzig Minuten war alles wieder vorbei. Fast! Denn der Boden sah aus, wie der Fischmarkt in Tokyo. Das Eis lag überall. Besonders unsere Boote hatten mehr gemein mit Cocktailgläsern als mit Kanus. Wir drehten die Boote um und fuhren weiter. Die Landschaft hatte sich allerdings mit diesem Gewitter komplett verändert. Nebel stieg auf über der Moldau und der Wald betörte uns mit Gerüchen, die die Hagelkörner aus Blatt, Pilz, Ast und Waldboden freisetzten. Wir waren zwar auf den Weg nach Budweis, kamen uns aber vor, als führen wir nach Avalon.
Nahe Budweis erreichten wir nach siebzehn Kilometern unseren letzten Campingplatz. Die Erwartung auf zu Hause verdrängte nun auch noch das letzte übrig gebliebene Heimweh und die Vorfreude die Liebsten wieder in den Arm zu nehmen hob die Stimmung. In der Nacht weinte jedoch der Himmel, der uns ungern wieder nach Deutschland entließ.
Bereits um fünf Uhr rief die Ukulele uns auf den Weg nach Hause. Unser Gepäck wurde von einem Mitarbeiter des Campingplatzes an den Bahnhof gefahren und wir gingen zu Fuß die eineinhalb Kilometer dort hin.
Die Rückfahrt lief nicht so reibungslos ab wie die Hinfahrt. Wir verpassten Schienenersatzverkehrbusse und auch einen Zug. Tschechien wollte nicht, dass wir gehen. Trotzdem trafen wir viele hilfsbereite Menschen, die uns auf dem Weg nach Hause unterstützten und so kamen wir nach über sechzehn Stunden nach 22 Uhr wieder in Köln an.
Wir erlebten sowohl auf dem Wasser, als auch emotional einige Höhen und Tiefen und haben gemeinsam ein Abenteuer erlebt. Wir haben Grenzen überschritten, Durchhaltekraft gezeigt, Mut bewiesen und sind dadurch weiter gekommen. Nun sind wir wieder hier, bereit für weitere Abenteuer und dem Wissen, was alles in uns steckt.
René Seiffert